Unsere Geschichte

Es war einmal…Ich

Wie weit sind diese Ananas wohl gereist, um hierher zu kommen? Was machen die Köch:innen mit den Resten vom Buffet, das um 11 Uhr noch halbvoll ist? Ist in den Shampoos Mikroplastik enthalten, und warum ist die Marmelade in winzigen Plastikpäckchen verpackt?

Ich, Lilith, die Mitbegründerin von ChargeHorizons, grübelte eine Zeit lang über diese und viele andere Fragen nach, bevor ich den Mut fand, sie mit anderen zu teilen. Als ich die Welt um mich herum weiter beobachtete, konnte ich nicht länger untätig bleiben. Meine Leidenschaft fürs Reisen und das Thema Nachhaltigkeit brachte mich dazu, mit Hotel- und Wohnungseigentümer:innen zu sprechen, und ehe ich mich versah, befand ich mich auf einer Reise, die bis zum heutigen Tag andauert und hoffentlich noch lange weitergehen wird. Aber um wirklich zu verstehen, wie alles begann, muss man ganz am Anfang beginnen…

Zu viel zu verbessern

Im April 2019 begann das Projekt konkreter zu werden. Trotzdem war es nicht einfach, herauszufinden, welche Probleme zuerst angegangen werden sollten. Aus all den Recherchen konnte ich ein Grundmuster ableiten:

– 83% der Reisenden geben an, dass sie nachhaltiger reisen wollen,

– 150+ Nachhaltigkeitszertifikate existieren alleine in der Reisebranche,

– <1% der Unterkünfte sind zertifiziert.

Bei der Befragung von Reisenden wurde mir immer wieder gesagt, dass es zu kompliziert sei, „grün“ zu reisen und dass sie nicht verstünden, welches Zertifikat was bedeute. So blieben sie orientierungslos zurück und konnten nicht zwischen Greenwashing und ehrlichem Umweltengagement unterscheiden. Auf der anderen Seite sahen Hoteliers und Wohnungseigentümer:innen das steigende Bewusstsein der Kund:innen für Nachhaltigkeitsmanagement, wussten aber erstens nicht, was sie verbessern sollten und zweitens nicht, wie sie ihr Engagement transparent kommunizieren, sodass die Reisenden wissen, was sie vor Ort erwartet.

Zertifikate über Zertifikate über Zertifikate…

Im April 2020 begann ich, mein Konzept systematisch auszuarbeiten. In diesem Prozess kam ich mit vielen vom Global Sustainable Tourism Council anerkannten Zertifizierer:innen in Kontakt und beschloss, mich mit denjenigen zusammenzutun, die eine gründliche und zuverlässige Analyse der Unterkünfte durchführen. Da ich mir der Situation von kleinen Hotel- und Herbergsbesitzenden bewusst bin, die möglicherweise nicht in der Lage sind, die Ressourcen für eine vollständige Zertifizierung aufzubringen, habe ich unseren ChargeHolidays Traumfänger entwickelt, der den Unterkünften eine Bewertung ihres derzeitigen Nachhaltigkeitsmanagements ermöglicht und ihnen hilft, Ziele für Verbesserungen zu setzen. Damit dient er als die geringste Einstiegsbarriere ins nachhaltige Hotelmanagement.

Kooperationspartner

Bereits diese Phase war von Höhen und Tiefen durchsetzt. Was mir geholfen hat, meine Zweifel zu überwinden, waren die vielen inspirierenden Begegnungen. Da wäre zum Beispiel Luis von What3Words zu nennen, mit dem ich seit Beginn eine super Partnerschaft pflege, denn wir haben beide verstanden wie gut Reisen und nachhaltiges Navigieren zusammenpassen. Oder Tutaka, ein Marktplatz, der das Portfolio von ChargeHolidays perfekt ergänzt, indem die Plattform nachhaltige Hotelprodukte anbietet. Für mich ist es seither ein großer Ansporn zu sehen, was man erreichen kann, wenn man zusammenarbeitet.

Von der 30-Gründer-Geschichte zu Purpose

Als Gewinnerin des Chemiesonderpreises 2017 bei “Jugend gruendet” hatte ich bereits einige Erkenntnisse zur Unternehmensgründung gesammelt. Vom ersten Moment an war es mir wichtig, nachhaltiges Wirtschaften in die DNA meines Unternehmens zu integrieren. Daher habe ich versucht, Einblicke in möglichst viele verschiedene Modelle zu bekommen. Ich traf mich mit DarkHorse, einem Unternehmen, das von 30 Mitgründer:innen aufgebaut wurde, recherchierte über soziale Rechtsformen für Unternehmen in anderen Ländern und nahm schließlich Kontakt mit der Purpose Stiftung auf. Zu diesem Zeitpunkt war ich jedoch noch nicht so weit, mein Start-up wirklich in zu gründen. Was war also noch zu tun?

Ein Schritt zurück oder ein Schritt vorwärts?

Ich habe mich sehr gefreut, als ich an der HHL Leipzig Graduate School of Management für die Teilnahme an Batch 2 bei Digital Space sowie yooweedoo angenommen wurde. In beiden Accelerator Programmen traf ich viele andere inspirierende Gründer:innen, hatte aber auch die Möglichkeit, viel an meinem eigenen Projekt zu arbeiten. Oft fühlte es sich wie ein Rückschritt an. Ich musste meine Ideen überdenken, neu in den Forschungsprozess einsteigen, Hypothesen aufstellen und nicht selten vieles hinwerfen, in das ich Herzblut gesteckt hatte. Aber – nur so konnte etwas neues entstehen. 

Und dann war da diese gewisse Person, die einfach nicht schnell genug „nein“ sagen konnte…

Viel zu lange war das Projekt nur eine Theorie mit tollen Funktionen und schönen Displays, aber alles blieb ein Mock-up. Bis ich mich schließlich traute, Jeroen, meinen Tanzpartner bei Rock’n’Roll Acrobatics and Cheerleading, zu fragen, ob er nicht nur für mein Überleben verantwortlich sein würde, wenn er mich bei unseren Stunts auffängt, sondern auch dafür, meinem Projekt Leben einzuhauchen. Ich wusste, dass er Informatik studiert, also weckte ich sein Interesse mit dem Angebot, ein bisschen Erfahrung in der Programmierung einer App zu sammeln. Aus „ein bisschen Erfahrung sammeln“ wurde eine Vollzeitbeschäftigung und ein Herzensprojekt – letztendlich für uns beide.

ChargeHorizons GmbH – Namen über Namen …

Ein Unternehmen zu gründen fühlt sich manchmal an wie die Geburt und das Aufziehen eines Kindes. Es gibt so viel, was man gestalten will und – man will immer die perfekte Entscheidung treffen (Disclaimer: meistens gibt es keine!). Eine wichtige Entscheidung für uns war die Festlegung eines Namens. Wir haben Post-its gemalt, Nachrichten verschickt und wieder zurückgeschickt, Neologismen kreiert… und am Ende eine Entscheidung getroffen.
Bei der Festlegung über die Art des Unternehmens war es nicht viel anders. Wir waren uns sofort über unsere Werte einig, und als ich Jeroen von dem Konzept des sozialen Unternehmertums inklusive Verantwortungseigentum erzählte, war er sofort mit an Bord. Im September 2021 haben wir schließlich die Verträge mit der Purpose foundation
unterzeichnet. Wir sind nach wie vor sehr glücklich, Mitglied dieser Gemeinschaft zu sein und haben die Garantie, dass unser Unternehmen durch Reinvestitionen und engagierte Mitarbeitende, denen das Unternehmen gehört, nachhaltig  wachsen wird.

Die erste App…

Im November 2021 haben wir unseren ersten Prototypen auf den Markt gebracht. Wir waren beides: Stolz auf die bereits geleistete Arbeit und immer noch unzufrieden, weil es so viele Ideen gab, die noch nicht umgesetzt waren. Trotzdem war es ein tolles Gefühl, die ersten Werberunden zu machen und nicht nur mit Leuten über das Projekt zu sprechen, sondern wirklich etwas zum Testen und Ausprobieren vorzeigen zu können.

Seitdem haben wir eine Menge Feedback eingearbeitet, neue Funktionen für Geschäftsreisende und Künstler:innen eingeführt, am Green Village Campus Accelerator von Village Capital teilgenommen und Workshops auf unzähligen Veranstaltungen abgehalten. Neben dem Herzstück des Unternehmens, unserer App ChargeHolidays, sind wir besonders stolz darauf, unseren Bildungszweig ausgebaut zu haben. Wir haben Preise und Zuschüsse für unser Travelucation-Projekt gewonnen, spielen nachhaltiges Reisen in unserem Sustainable Travel Detective Club und bringen Kindern von klein auf bei, wie man ein nachhaltiger Changemaker wird.

Fortsetzung folgt…

Wir entwickeln noch viel. Der Stapel an Ideen wird nie leer werden. Schau gerne in unseren Blog, um einen kleinen Einblick zu bekommen.

Während ich diesen Artikel beende, wird mir bewusst, dass all diese Erfahrungen nicht nur eine Reise waren – sondern eher eine Achterbahnfahrt, die so aufregend war, dass ich meinen Gurt erneut festschnalle um eine zweite Runde zu drehen. Ich lade euch ein, in den Wagon miteinzusteigen.